Liechtenstein und die Lehren für die Schweiz
- Andreas Krättli
- 27. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Ich beginne mit einem Blick zurück ins Jahr 1991. Damals erklärte der Politologe Arno Waschkuhn: «Die zwei Parteizeitungen bilden nur eine sehr eingeschränkte Realität ab. Diese Wirklichkeitsausschnitte reichen nicht aus, um das Informationsbedürfnis zu befriedigen.» Gemeint waren das Volksblatt und das Vaterland. Heute bleibt im Wesentlichen nur noch das Vaterland. Das zeigt, wie stark die Parteimedien Liechtenstein geprägt haben.
Schöner Meilenstein: Mein Blog im Branchenmagazin persoenlich.com, dem Schweizer Leitmedium für Entscheider:innen und Meinungsführer:innen.“
Screenshots aus persoenlich.com
In der Schweiz wird über Gebühren und die Zukunft der SRG gestritten. Liechtenstein ist schon weiter. Das Rundfunkgesetz wurde abgeschafft, kurz darauf verstummte Radio Liechtenstein. Für ein Land mit rund 40'000 Einwohnern ist das ein tiefer Einschnitt. Ich finde es schade, dass die Politik keinen Plan B hatte für ein zukunftsfähiges Medium. Doch gerade darin liegt eine Chance.
Als Journalist habe ich deshalb im Sommer den ersten öffentlichen Podcast zur Medienvielfalt moderiert. Bewusst startete ich mit Waschkuhns Zitat, um zu zeigen, wie lange die Diskussion reicht. Rund 60 Gäste kamen trotz Hitze und Ferienzeit. Das Publikum stellte Fragen, auch kritische. Besonders die Bedeutung der Leserbriefe kam zur Sprache. Mich freut, wie bewusst das Publikum mitdiskutierte. Dieser Austausch gibt Mut für eine lebendige Medienzukunft.
Die Anwesenheit hochrangiger Gäste zeigt den Stellenwert der Diskussion. Im Foyer des Gemeindesaals Triesen sassen Regierungsrat Hubert Büchel, Landtagspräsident Manfred Kaufmann, Johannes Kaiser als FBP-Fraktionssprecher, Thomas Rehak, Parteipräsident von den Demokraten pro Liechtenstein (DpL) und Christoph Beck, Vorsteher von Triesenberg. Auch die Präsidentin der Medienkommission, Jnes Rampone-Wanger und Carmen Dahl vom Presseclub betonten die Bedeutung unabhängiger Medien.
Live-Podcast in Triesen: Organisator, Journalist und Moderator Andreas Krättli spricht im Foyer vor rund 60 interessierten Gästen. © Silvia Abderhalden
Die Inputs der Gäste zeigten Spannbreite und Gewicht. Gerald Hosp fragte: «Brauchen wir Medien unter Denkmalschutz oder solche mit Zukunft?» Martin Frommelt sagte: «Oberstes Ziel der Medienförderung sollte weniger die Medienvielfalt sein als die Gewährleistung der Meinungsvielfalt.» Reto Furter meinte: «Medienvielfalt in Liechtenstein ist wichtig wie überall, aber mit Fordern allein ist es noch nicht getan.» Und Patricia Schiess erklärte: «Es braucht nicht möglichst viele kleine Medien im Land, sondern solche mit erfahrenen Journalistinnen und Journalisten, die sauber recherchieren, kritisch nachfragen und, wenn sie es für nötig halten, ihre Meinung kundtun.»
Hier geht es zur YouTube Playlist mit 9 Videos zum Thema Zukunft der Medien.
Die Regierung reagiert mit einem neuen Mediengesetz. Es bringt mehr Basisförderung und Anschubfinanzierung für junge Medienunternehmen. Nur Titel mit Redaktionsstatut und Bezug zum Schweizer Presserat sollen profitieren. Das ist ein Schritt in Richtung Qualität.
Gerade die Schweiz sollte hinschauen. Wer unabhängige Medien schwächt, verliert Vielfalt. Doch die Krise ist auch eine Chance für neue Medien mit Zukunft in Liechtenstein und vielleicht auch ein Impuls für die Schweiz.
Fotogalerie: Podiumsteilnehmer, v.l.: Reto Furter, Prof. Dr. iur. Patricia Schiess, Andreas Krättli, Dr. Gerald Hosp, Martin Frommelt. Unter den zahlreichen Gästen: Regierungsrat Hubert Büchel, Landtagspräsident Manfred Kaufmann, Landtagsabgeordneter Johannes Kaiser und viele weitere Interessierte.
Alle Bilder: © Silvia Abderhalden
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